Evi
schrieb am 15. September 2025 um 19.32 Uhr
Gedanken an meine Schwester Renate
Als ich geboren wurde, war Renate 16 Jahre alt und hat bald schon die Familie verlassen.
So war sie für mich die große Schwester, die weit weg schon allein in Osnabrück wohnte.
Bald lernte sie dort auch Dieter ihre große Liebe kennen. Das große Glück für mich war, dass ich sie dort besuchen und bei Dieters Eltern, bei Omi und Opi wohnen durfte.
Diese Besuche dort, bei diesen wunderbaren Menschen, waren für mich das Allerschönste, was ich in meiner frühen Kindheit erlebt habe.
Die vielen schönen Eindrücke und Erlebnisse in dieser Zeit haben mich durch mein ganzes Leben begleitet.
Ich war voller Bewunderung für meine große Schwester, die umwerfend hübsch war und sich in einer Welt bewegte, die für mich so spannend und neu war.
Natürlich war Renate in der Zeit ein großes Vorbild für mich, ihr Selbstbewusstsein, ihr Temperament, ihr Blick nach Vorn und sich „nach der Decke strecken“ wie sie es nannte, haben mich beeindruckt und mir Mut für mein eigenes Leben gemacht.
Auch wenn unsere Kontakte im Laufe der Zeit seltener wurden, waren unsere Begegnungen immer sehr herzlich und zugewandt, wir hatten uns viel zu erzählen, sie hatte eine große Offenheit, war immer so voller Elan, voller neuer Pläne, es war schön ihr zu zuhören, wenn sie von ihrem ereignisreichen Leben erzählt hat.
Natürlich war auch oft die Vergangenheit Thema unserer Gespräche, ihre Kindheit und Jugend in einer Zeit und Umgebung, die ihr wenig Geborgenheit und Sicherheit gegeben haben, wo sie früh Anfeindungen ausgesetzt war und viel zu früh auf eigenen Füßen stehen musste.
Ein Satz von Renate hat sich mir besonders eingeprägt, da war ich vielleicht 8 oder 9 Jahre alt, da sagte sie: „der Allergrößte Schatz in meinem Leben sind meine Kinder“. Diese Sichtweise hat mir so gut gefallen und ich habe mich immer wieder an diesen Satz erinnert, vor allem als ich dann selber Kinder hatte.
So werde ich mich immer wieder gerne an Renate erinnern und trage ein Stück von ihrem Leben in mir.
Evi
Je schöner und voller die Erinnerung,
desto schwerer ist die Trennung.
Aber die Dankbarkeit
verwandelt die Erinnerung
in stille Freude.
Man trägt das vergangene Schöne
nicht wie einen Stachel,
sondern wie ein Geschenk in sich.
(Dietrich Bonhoeffer)
